Montag, Januar 07, 2013

Lieblingslieblingslieblingsort

Über Leipzig habe ich in den letzten Jahren viel geschrieben in diesem Blog.

Ich habe das Wachstum meiner Balkonpflanzen und den ersten Schnee in jedem Jahr euphorisch in Wort und Bild dokumentiert, schöne grüne Ecken im Stadtgebiet vorgestellt und mich über verfallene Kirchen geärgert.
Ich habe die Kauflandfilialen in Gohlis und Lindenau kurz nach ihrer Eröffnung getestet und mein Entzücken über die üppige Lichtspielhauslandschaft kundgetan.
Im Theater, auf der Buchmesse, auf dem WGT, auf Konzerten, überall bin ich gewesen und habe davon erzählt.
Ich habe mich empört über Straßenbahnfahrer gezeigt und bis dato in drei verschiedenen Wohnungen gelebt, welche hier teils ausführlichst präsentiert wurden.
Ich habe von meinem Autogenes-Training-Seminar berichtet und vom Uni-Alltag, von Lektürelisten und Hausarbeiten.
Der geneigte Leser war live dabei, als ich die ersten Sushi-Schritte tat und das Limonadensortiment der hiesigen Getränkeläden kritisch beäugte.

Das alles – und noch so viel mehr – ist also Leipzig. Nun stoplerte ich auf einem von mir sehr befürworteten Blog über den Aufruf an Blogger aus dieser schönen Stadt, den eigenen, persönlichen Leipziger Lieblingsort vorzustellen.

Wie das, wenn die Stadt an sich ein einziger Lieblingsort ist? Was stellt man da vor? Den See, an den man in wärmeren Tagen fährt, so oft es die Zeit zulässt? Den Balkon, auf dem man mehr Pigmente abbekommen und gute Abschlussarbeitsideen gesammelt hat, als auf eine handelsübliche Kuhhaut passen? Die Fußgängerampel in der Innenstadt, an der man vor Jahren bei Rot im Regen stand, bis einem jemand von hinten seinen Regenschirm über den Kopf hielt, der sich für einen schließlich als der Mensch schlechthin herausstellte? Den Bahnsteig, an dem mit Piccolo und M&M's das Jubiläum gefeiert wird? Das Schließfach Nr. 37?

Sie alle kämen infrage. Nach einigem Nachdenken habe ich mich dann für einen Ort entschieden, der für mich persönlich sehr wichtig geworden ist. Dort gibt es Ruhe, aber nicht zu viel davon, und reichlich Natur. Es handelt sich um eine Bank im Palmengarten, eben jenem Parkstück, das meiner Wohnung am nächsten liegt und sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad in Windeseile erreicht ist. Sobald im Frühling des vergangenen Jahres die ersten wärmenden Sonnenstrahlen sich ankündigten, habe ich diese Bank wie ferngesteuert zu meiner Lesebank auserwählt. Balzacs Unbekanntes Meisterwerk und Flauberts Madame Bovary habe ich hier gelesen, dem Springbrunnen und den Vögeln zugesehen, die Kinder und die Hunde beobachtet, im Sommer auch die Liebespaare, die unterhalb des eisernen Pavillons gegenüber im Schatten eines Baumes dösten. Ich habe darauf allein gesessen oder sie mir mit einem älteren Herrn oder einer jungen Mutter mit Kinderwagen geteilt. An manchen, meist an den sonnigsten Tagen ließ ich mich auf der benachbarten Bank nieder, weil der Sehnsuchtsort gänzlich besetzt war. 

Diesen Platz möchte ich unter keinen Umständen mehr missen.

Die Lieblingsbank ist die rechte hinterm Baum, Pavillon im Hintergrund

Vom Pavillon aus geknipst - Jetzt ist die Bank die linke der beiden ;)

Keine Kommentare: