Mittwoch, Juni 13, 2007

Gestern habe ich so ziemlich das erste Mal in meiner volljährigen Karriere Gebrauch von meinem Recht gemacht. Und das kam so.

Zu Beginn der aller zwei Wochen stattfindenden "Deutsches Sprachsystem der Gegenwart"-Vorlesung beim Leipziger Germanistikchef Prof. Dr. Öhlschläger - ein kauziges Kerlchen - stellte sich erst einmal ein mir fremder junger Mann vorn ans Pult, anscheinend mit dem Einverständnis. An seinem Blick und seinem Auftreten erkannte ich in ihm ein Mitglied des Fachschaftrates Germanistik und dachte mir: "Ich dachte, die sind tot." Irgendwann im April wurden nämlich an der ganzen Uni Zettel verteilt, die eine Todesanzeige zeigten. Es ging da um den FSR Germanistik, der an Mitgliedermangel gestorben war. Im Mai hatte man dann aber anscheinend doch noch 10 Kandidaten für die FSR-Wahlen und die Konzilwahlen (die gestern, heute und morgen stattfinden) gefunden, denn sonst hätte der junge Mann da gestern nicht da gestanden und eine ergreifende Rede darüber gehalten, wie traurig es gewesen wäre, keine studentische Vertretung mehr in den jeweiligen Gremien zu haben. Da musste ich erst mal leise lachen: meiner Ansicht nach gibt es niemanden, der die Fachschaftsräte so wichtig und sinnvoll findet, wie sie sich selbst finden. Ich selbst finde diese Institution ziemlich zweckfrei. Aber es gibt sie halt, um den Anschein zu erwecken, dass auch die Uni von demokratischen Strukturen durchzogen ist. "Ihr hättet es zu spüren bekommen, wenn es uns nicht mehr gäbe", meinte der nette Student am Pult, aber das bezweifle ich.
Als der junge Mann gerade bei etwa den ersten 20 Sekunden seiner vielleicht 3minütigen Verkündung war, war auf einmal der Ton weg. Der Herr Prof. Dr. Öhlschläger hatte nämlich an den Reglern für das Mikrophon die Lautstärke optimieren wollen, was irgendwie klang, als wenn es für ihn das optimalste wäre, wenn man den jungen Mann gar nicht hörte.
Zuletzt wurden dann kleine grüne Flyer ausgeteilt. Da stand noch mal in Kurzform drauf, warum man wählen gehen sollte und wann und wo man das tun kann. Bayern zum Beispiel habe keine studentischen Räte mehr und man wolle doch nicht bayrisch enden - das erste gute Argument! Außerdem fand ich dannnoch einleuchtend, dass man sich eine hohe Wahlbeteiligung wünsche, weil man zwar sonst in die Gremien käme, aber nicht ernstgenommen würde, weil zu wenig Studenten dahinter stünden. Da hab ich dann beschlossen: Ich wähle. Gut, wenn ich nicht zufällig sowieso in das Nachbargebäude des "Wahllokals" gemusst hätte und wenn auf dem Flyer nicht noch gaaaanz weit unten drauf gestanden hätte, dass mein bei der Wahl unter Abgabe dieses Flyers eine Überraschung bekommt, hätt ich das sicher nicht so entschieden getan ;).

Ich bin da also hin gewatschelt, zusammen mit der anderen Anne. Auf dem Weg dahin haben uns zwei Wir-schwatzen-euch-gleich-Handyverträge-auf-Tanten erwischt und wollten uns von dies und jenem überzeugen. Wir ihr euch vorstellen könnt, ging das besonders mir am Allerwertesten vorbei und zu ihrem Glück haben die beiden uns dann noch AHOI-Brausepulver (Waldmeister - yay!) und Kaffeebonbons geschenkt.
Dann standen wir vorm Wahlstand Germanistik. Anscheinend hielten an diesem Tag alle Institute ihre Wahlen ab, denn gleich daneben stand Soziologie, etwas weiter links Klassische Philologie/Romanistik und und und. Wir hatten zwei Wahlzettel: einen fürs Konzil mit drei Kandidaten und einen für den FSR mit etwa 10. Hinter jedem Namen hab es drei Ankreuzfelder und man konnte pro Blatt drei Kreuzchen setzen. Man konnte entweder einem alle drei Kreuzchen geben oder drei mit jeweils einem versehen, usw. Auf dem Zettel der Konzilwahlen hab ich mich dazu entschieden, den mit dem schönsten Vornamen zu wählen: Tyko hieß/heißt der Mann (darf ich überhaupt schreiben, wen ich gewählt hab? *g*). Ich muss dazu sagen, dass wir keinen der auf beiden Zettel aufgeführten Studenten kannten, weil die alle mindestens drei Semester höher waren und man in Leipzig gerade mal seinen eigenen Jahrgang zur Hälfte und vom Sehen her kennt. Auf dem anderen Zettel, mit den 10 Kandidaten, hab ich mich für die Person entschieden, die gerade am Stand saß und uns das alles so fein erklärt hatte, wie das mit der Wahl funktioniert. Als Überraschung gabs dann gratis Kekse und andere Süßigkeiten zum Mitnehmen und Orangensaft in kleinen Tetrapacks. Das fand ich schön ;).

Man sieht also: Ich mache nichts, wenns dafür nich wenigstens was umsonst gibt. Ich Sau ;).

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich bin damals gegangen, OBWOHL es Glühweingutscheine gab und ich eh keinen Glühwein trinke ^^