Mittwoch, Januar 28, 2009

9 Songs (Regie: Michael Winterbottom, 2004)

Schon mal was von Michael Winterbottom gehört? Wenn nicht, dann doch aber vielleicht von seinem dokumentarischen Drama The Road to Guantánamo aus dem Jahre 2006. Kurz zusammengefasst wird dort die Geschichte dreier britischer Männer erzählt, die ursprünglich aus dem mittleren Osten stammen. In Afghanistan werden sie verhaftet und ohna Anklage circa 3 Jahre im kubanischen Gefangenenlager Guantánamo festgehalten, ehe sie eines Tages - ebenfalls ohne den Grund der Inhaftierung zu erfahren - entlassen werden. Mehr als den Inhalt und einige Filmszenen aus TV-Berichten kenne ich von diesem Film allerdings nicht. Aber es bot sich an, den Film zu erwähnen. Neue US-Politik und so.

Zwei Jahre älter ist Michael Winterbottoms Film 9 Songs. Den habe ich an einem Abend im vergangenen Herbst gesehen und überraschender Weise ist mir der Film bis jetzt ziemlich genau im Gedächtnis geblieben. Und so funktioniert 9 Songs:
Ein junger Brite namens Matt erinnert sich während eines Fluges an seine vergangene Beziehung mit der jungen Amerikanerin Lisa. Sie haben sich Monate zuvor auf einem Konzert in London kennen gelernt. Und Konzerte stellen das erste, immer wiederkehrende Motiv des Films dar. Auf insgesamt 9 Konzerten sieht man die beiden zusammen - und das sind nicht irgendwelche Konzerte. The Dandy Warhols, Black Rebel Motorcycle Club, Franz Ferdinand, The Von Bondies, etc. haben sich für einen Gastauftritt zur Verfügung gestellt.
Es gibt daneben noch ein zweites Motiv: Sex, Sex und immer wieder Sex. Die Beziehung zwischen Matt und Lisa - über die man so gut wie nichts erfährt - scheint fast ausschließlich darauf zu basieren. Dennoch hat man nicht wirklich das Gefühl, einen Porno zu sehen. Denn so realitätsnahen Sex habe ich auf der Mattscheibe wohl noch nie gesehen: keine rasante oder wahlweise kitschige Musik, um die Bewegungen zu unterlegen, keine übertriebene Mimik, kein "die für Sexfilme essentiellen Körperteile permanent in die Kamera halten". Matt und Lisa verkehren in verschiedensten Positionen, probieren Verschiedenes aus. Auch eine Ejakulation wird aus einer nahen Einstellung heraus sehr genau gezeigt.

Pro: Interessantes Filmprinzip. Schöne Bilder. Normaler Sex normal-attraktiver, natürlicher Menschen als sehr schöne Abwechslung.

Kontra: Dieses Konzert-Sex-Konzert-Sex-...-Prinzip nervt recht schnell. Man würde gerne mehr über Matt und Lisa als Menschen und über ihre gemeinsame Beziehung erfahren, aber das bekommt der Zuschauer nicht. Generell ein sehr handlungsarmer Film. Und die Handlung, die vorhanden ist, wirkt eher halbseiden. Für meinen Geschmack könnten auch die Konzertszenen länger sein - mehr Band, mehr Musik. Aber ja, gut, 9 Songs ist ja auch kein genuiner Musikfilm.

5/10 auf Annes Privatskala.

6 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

ejakulation auf celluloid. und da red ich noch von ken park Oo klingt gänzlich unfaszinierend. warum braucht die welt solche filme? ...

Anne hat gesagt…

Auch wenn ich selber nicht sagen würde, dass ich diesen Film zwingend jedem weiterempfehlen würde...ich spreche ihm seine Existenzberechtigung nicht ab. Man kann/sollte so einiges gesehen haben.

Anonym hat gesagt…

Also nach gestern und heute stellt sich mir nur eine Frage: was guckt denn ihr für Filme??? ;-)

Anne hat gesagt…

Tja...diese Frage drängt sich auf, ich merk's selbst. Aber von der Liste an in den letzten Monaten gesehenen Filmen sind das die einzigen mit furchtbar viel nackter Haut. Den ersten habe ich wegen dem Nouvelle-Vague-Hintergrund gewählt. Den zweiten, weil er zum ersten passte :D. Ja, und mir fällt natürlich zu Schmuddelkram das meiste ein, logisch. Wolltest du darauf hinaus? :D.

Anonym hat gesagt…

Natürlich nicht, nie - ich doch nicht ... dies bezog sich eher darauf, dass ihr ganz schön abgedrehte Filme schaut, nicht primär versaute!

Anne hat gesagt…

9 Songs is in der Tat schon ziemlich abgedreht. Aber Die Träumer? Das is doch purer Mainstream! ;)