Die Träumer (2003, Regie: Bernardo Bertolucci, mit: Eva Green, Michael Pitt, Louis Garrel)
Im Wintersemester 2007/2008 besuchte ich im Rahmen meines Wahlbereichs Romanistik eine Vorlesung über italienischen und französischen Film aus der Zeit der späten 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Den französischen Film dieser Zeit kann man unter dem Genrenamen Nouvelle Vague recht gut zusammenfassen. Dabei handelt es sich um experimentelles, unkonventionelles und a priori als unkommerziell geplantes Autorenkino, mit dem man nicht zwingend etwas anfangen können muss - ein paar Vertreter davon zu sehen, schadet allerdings kein Stück. Und schön, dass die Uni mein Näschen da etwas intensiver drauf gestoßen hat.
Die Träumer ist ein noch relativ junger Film. Er spielt im unruhigen Paris des Jahres 1968. Die Protagonisten: ein junger Amerikaner namens Matthew, der in Paris studiert, sowie ein überprivilegiertes Pariser Zwillingspaar (Theo und Isabelle), ebenfalls Studenten. Alle drei sind bekennende Filmfans, sie verehren Marlene Dietrich, Buster Keaton, Charlie Chaplin, diverse Filmemacher, etc., worüber sich die dreisame Freundschaft aufbaut. Als die Eltern von Theo und Isabelle für mehrere Wochen verreisen, haben die drei deren gigantische, bourgeoise Wohnung ganz für sich allein. Dem Zuschauer offenbaren sich die obsessive Liebe der Zwillinge zueinander und ihre zweifelhafte Art und Weise, Matthew bei sich aufzunehmen sowie ihm und sich selbst ihre Zuneigung zu zeigen. Fast der gesamte Film spielt sich innerhalb der elterlichen Wohnung zwischen diesen Drei ab - und mehr Kulisse und Personal braucht Die Träumer auch nicht, zumal der Film auf ein Arsenal an Szenen der Filmgeschichte zurückgreift. Am Populärsten dabei vertreten ist Jean-Luc Godard, dessen À bout de souffle (dt.: Außer Atem) ich hiermit jedem ans Herz legen möchte, der sich dafür interessiert, wie man 1960 Filschnitt und Bildmontage revolutionieren konnte. DER Vertreter des französischen Autorenkinos.
Pro: Dieser Weiterbildungseffekt macht Die Träumer in meinen Augen wertvoll. Auch optisch ist der Film durchaus sehenswert. Schöne Darsteller machen in schönen Kulissen schöne Dinge, bei denen sie sich schön bewegen.
Kontra: Dennoch finde ich, dass die Darsteller holprig agieren, alles wirkt etwas zu konstruiert. Das betrifft meiner Ansicht nach vor allem den historischen Hintergrund von 1968, dem der Film dann doch nicht ganz gerecht wird und den er lediglich ambitioniert aufgreift. Manchmal scheint es wirklich vielmehr um die allzu regelmäßige Zurschaustellung der optischen Vorzüge Eva Greens zu gehen.
Daher...sagen wir mal 6/10 auf meiner Privatskala. Mit dem Zusatz: Trotzdem gucken!
Im Wintersemester 2007/2008 besuchte ich im Rahmen meines Wahlbereichs Romanistik eine Vorlesung über italienischen und französischen Film aus der Zeit der späten 50er und 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Den französischen Film dieser Zeit kann man unter dem Genrenamen Nouvelle Vague recht gut zusammenfassen. Dabei handelt es sich um experimentelles, unkonventionelles und a priori als unkommerziell geplantes Autorenkino, mit dem man nicht zwingend etwas anfangen können muss - ein paar Vertreter davon zu sehen, schadet allerdings kein Stück. Und schön, dass die Uni mein Näschen da etwas intensiver drauf gestoßen hat.
Die Träumer ist ein noch relativ junger Film. Er spielt im unruhigen Paris des Jahres 1968. Die Protagonisten: ein junger Amerikaner namens Matthew, der in Paris studiert, sowie ein überprivilegiertes Pariser Zwillingspaar (Theo und Isabelle), ebenfalls Studenten. Alle drei sind bekennende Filmfans, sie verehren Marlene Dietrich, Buster Keaton, Charlie Chaplin, diverse Filmemacher, etc., worüber sich die dreisame Freundschaft aufbaut. Als die Eltern von Theo und Isabelle für mehrere Wochen verreisen, haben die drei deren gigantische, bourgeoise Wohnung ganz für sich allein. Dem Zuschauer offenbaren sich die obsessive Liebe der Zwillinge zueinander und ihre zweifelhafte Art und Weise, Matthew bei sich aufzunehmen sowie ihm und sich selbst ihre Zuneigung zu zeigen. Fast der gesamte Film spielt sich innerhalb der elterlichen Wohnung zwischen diesen Drei ab - und mehr Kulisse und Personal braucht Die Träumer auch nicht, zumal der Film auf ein Arsenal an Szenen der Filmgeschichte zurückgreift. Am Populärsten dabei vertreten ist Jean-Luc Godard, dessen À bout de souffle (dt.: Außer Atem) ich hiermit jedem ans Herz legen möchte, der sich dafür interessiert, wie man 1960 Filschnitt und Bildmontage revolutionieren konnte. DER Vertreter des französischen Autorenkinos.
Pro: Dieser Weiterbildungseffekt macht Die Träumer in meinen Augen wertvoll. Auch optisch ist der Film durchaus sehenswert. Schöne Darsteller machen in schönen Kulissen schöne Dinge, bei denen sie sich schön bewegen.
Kontra: Dennoch finde ich, dass die Darsteller holprig agieren, alles wirkt etwas zu konstruiert. Das betrifft meiner Ansicht nach vor allem den historischen Hintergrund von 1968, dem der Film dann doch nicht ganz gerecht wird und den er lediglich ambitioniert aufgreift. Manchmal scheint es wirklich vielmehr um die allzu regelmäßige Zurschaustellung der optischen Vorzüge Eva Greens zu gehen.
Daher...sagen wir mal 6/10 auf meiner Privatskala. Mit dem Zusatz: Trotzdem gucken!
10 Kommentare:
Endlich in der Formatierung, in der der Text da rein sollte. Sorry Herb! Kannste deinen wirklich informativen Explizitheits-, Ken Park-Comment noch mal abgeben? *g*
Ach ja - und Bild der Woche natürlich. Kommt. Gleich.
essenz: "ken park" - nicht schauen.
wirkt wahrscheinlich ungefähr wie: "achtung! diesen knopf nicht drücken!"
what's up in leipzig? :]
Nouvelle Vague ... waaahh ... mich hat die Vorlesung eher etwas abgeschreckt - nur den Film hab ich in ganz guter Erinnerung. War das nicht auch mit den Parallellschnitten Original/Kopie? Oder haben wir das nicht auch in KMW gesehen?
Ach, das Bild ist schön! Schade, dass man das nicht größer machen kann und nicht separat kommentieren kann - mach mal, dass das geht, du PC-Genie ;-)
@ the one and only andere anne: ich kann das bildchen ja noch mal einzeln reinstellen, zum anklicken. vielleicht eher in den "ramschladen" - mal sehn!
Ja, das mit den Parallelschnitten hatten wir sowohl in Romanistik als auch in der KMW-Vorlesung beim Steinmetz.
Den Film sah ich einmal, vor ein oder zwei Jahren. Irgendeine Fernsehzeitschrift hat ihn als "nicht viel mehr als eine Altherrenphantasie des Regisseurs" bezeichnet. Oder zumindest so ähnlich. Ganz würde ich da nicht mitgehen, aber fast. Naja, ich mag den Typ der den Amerikaner gespielt hat.
Ach, da fällt mir ein: Schwanzvergleichfilmliste?
@anonym: wieso?
Anonym = Sandra, die damit nur andeuten wollte, dass sie jene Liste auch gerne mal hätte (die aber zu blöd ist den eigenen Namen dazu zu schreiben).
Okay, ich werd mir den Link von Mario besorgen.
Kommentar veröffentlichen