Donnerstag, April 08, 2010

Das zweite Mastersemester (also mein insgesamt achtes Semester, wenn man das Bachelorstudium mitzählt) hat begonnen und es werden unheimlich leseintensive Monate. Hier mal ein Eindruck zum Pensum:

Für das Kolloquium mit dem Thema "Erinnern - Gedächtnis - Körper - Geschlecht: Männlichkeit" stehen 14 Primärtexte zum Lesen an, allesamt Werke deutschsprachiger Autoren des 20. und frühen 21. Jahrhunderts:
  • Thomas Mann Der Tod in Venedig (1912)
  • Heinrich Mann Der Untertan (1918)
  • Erich Kästner Fabian. Die Geschichte eines Moralisten (1931)
  • Hans Fallada Kleiner Mann, was nun? (1932)
  • Heinrich Böll ... und sagte kein einziges Wort (1953)
  • Wolfgang Koeppen Der Tod in Rom (1954)
  • Franz Fühmann Kameraden. Novelle (1955)
  • Günter Grass Die Blechtrommel (1959)
  • Martin Walser Ein fliehendes Pferd (1978)
  • Volker Braun Hinze-Kunze-Roman (1985)
  • Feridun Zaimoglu Liebesmale, scharlachrot (2000)
  • Stephan Wackwitz Ein unsichtbares Land. Familienroman (2003)
  • Daniel Kehlmann Die Vermessung der Welt (2005)
  • Clemens Meyer Die Nacht, die Lichter. Stories (2008)
Hinzu kommen noch einige literaturtheoretische Texte, beispielsweise über die Geschichte der Männlichkeit in der deutschen Literatur- und Kulturgeschichte.

Die violett markierten Texte habe ich bereits gelesen und besitze sie auch Gott sei Dank schon. Die gelb markierten Texte wollte ich sowieso schon lange lesen und kommen mir daher sehr recht. Es ist nicht von Nöten, dass jeder Teilnehmer des Kolloquiums all diese Werke bis ins letzte Detail liest. Jeder gehört einer Arbeitsgruppe von drei Studenten an, die jeweils zwei der Texte unter dem Gesichtspunkt des Titels dieser Veranstaltung analysieren und vorstellen. Zu meiner Gruppe gehören die Bücher von Kehlmann und Wackwitz.
Die Auswahl finde ich super. Einmal quer durchs letzte Jahrhundert, und erstaunlicherweise eine Menge Literatur der vergangenen zehn Jahre - was in einem Literaturstudium alles andere als selbstverständlich ist. Es sind auch einige meiner Lieblingsautoren dabei; und witzigerweise müssen wir die fette Blechtrommel (ca. 800 Seiten) lesen, die ich sowieso gerade durchwälze. Und mich trennen nur noch 100 Seiten vom großen Finale.


Außerdem besuche ich ein Seminar mit dem Titel "Phantastische Literatur". Das findet leider zu der für mich unmöglichen Uhrzeit 9.15 Uhr statt (ja ja, Geisteswissenschaftsstudenten), aber da muss man auch mal durch, wenn einen ein Seminartitel interessiert. Ich hätte auch eine andere, für mich weniger interessante Veranstaltung wählen können, die zu netteren Zeiten, etwa mittags, stattfindet. Und dass ich das nicht getan hab, muss man mir zugute halten *g*. Hier ist folgendes zu lesen:
  • Friedrich Schiller Der Geisterseher (1787-89)
  • E. T. A. Hoffman Der goldne Topf (1814)
  • Ludwig Tieck Das alte Buch und die Reise ins Blaue hinein (1834)
  • Theodor Storm Das Bekenntnis (1887)
  • Alfred Kubin Die andere Seite (1909)
  • Leo Perutz Der Marques de Bolibar (1920)
Auch hier stehen vor der Besprechung dieser Belletristik einige Theorietexte, u. a. von Stanislaw Lem.

Ein paar dieser Texte (Schiller, Tieck, Storm) kann man aus einem Reader herauskopieren, der Großteil muss aber angeschafft werden. Und hier sind wir beim Hauptproblem der tollen Literaturseminare: das Geld. Für das obige Kolloquium habe ich mir heute preiswerte, gebrauchte Ausgaben bei Amazon bestellt; außer Wackwitz, den habe ich in einer neuen Ausgabe erworben, weil er ja mein Referatsthema sein wird. Die Bücher zum "Phantastische Literatur"-Seminar möchte der Dozent aber in ganz bestimmten Ausgaben haben, die zu jung sind, um gebraucht in Antiquariaten oder preiswert bei Amazon & Co. aufzutauchen. Gna. Ansonsten freu ich mich allerdings drauf =).

6 Kommentare:

Marco hat gesagt…

vermutlich kennst du es eh schon längst, aber für den unwahrscheinlichen fall, dass nicht: www.zvab.de

Anne hat gesagt…

ja, da hab ich heute auch nachgesehen. aber wenn du eine ganz bestimmte ausgabe suchst - v.a. wenn die noch sehr jung ist - dann wirst du da nur selten fündig.

Clark Nova hat gesagt…

rotmarkiertes lässt sich leider nur schwer lesen...

Anne hat gesagt…

ist lila besser?

Sandra hat gesagt…

Ich hab letzens ein Buch von Stanislaw Lem gelesen (Golem XIV). Was schreibt er denn so für Therietexte?

Anne hat gesagt…

Na ja, Theorietext wäre zu viel gesagt. Ein Mensch mit dem Nachnamen Todorov hat eine Art Theorie zur Gattung der Phantastischen Literatur geschrieben. Und Lem, der ja selbst phantastische Texte, genauer gesagt Science Fiction schreibt, hat sich von diesem Ansatz ein bisschen angepisst gefühlt und einen sehr polemischen, angepissten und verdammt lustigen Essay als Antwort geschrieben, den ich jedem empfehlen kann, auch wenn er sich null für Literaturwissenschaft interessiert. Weils ein urkomisches Aufräumen ist mit diesem Todorov und vor allem mit schlechter SF- und Fantasyliteratur (da zählt er seine eigenen natürlich nicht drunter ;).