Samstag, September 28, 2013

Katze: 1, Hund: 0

Schon seit drei Monaten gibt es die Kalender für das kommende Jahr im Einzelhandel zu kaufen. Jedes Jahr ein Bestseller ist der 'Literarische Katzenkalender' von Schöffling, zu recht wie ich finde. 



Direkt daneben hängt der literarische Hundekalender - diese Kombination finde ich weniger poetisch. Und das mangelhafte Poesiepotenzial macht sich auch im Cover bemerkbar:


Der Katzenkalender zeigt eine niedliche Miezekatze in stilsicherem Schwarzweiß. Der Hundekalender zeigt Elke Heidenreich, ihren 30 Jahre jüngeren Partner Marc-Aurel Floros nebst dem gemeinsamen Mops 'Don Vito', wie zum gemeinsamen Beerdigungsbesuch zurecht gemacht. Sieht man das Bild live und in Farbe, stellt es sich als sehr schlecht retuschiert heraus. Gruseliges Foto.

Mittwoch, September 25, 2013

Biertagebuch Wien 2013

Auch Wien hat eine kleine, aber sehr gute Szene an kleineren Privat- und Craftbrauereien zu bieten. Wenn man sich im Vorfeld im Netz etwas beliest, die ein oder andere Adresse heraussucht, kann man abseits der normalen Gasthäuser und Kneipen, in denen die (über)regional populären Biere angeboten werden (die Erzeugnisse von Stiegl, Gösser, Ottakringer, aber auch bairische Biere) eine Menge interessanter Sorten entdecken, die man nur in einem Baugasthof bekommen kann.

1. Siebensternbräu - In diesem sehr gemütlichen und schönen Braugasthaus werden insgesamt sieben selbstgebraute Biere (Link zur Karte) angeboten: ein Wiener Helles (4,7%), ein Prager Dunkles (4,5%), ein Märzen (5,1%), ein India Pale Ale, ein Rauchbier (5,1%) nach Bamberger Art; dazu ein Hanfbier (4,7%) und ein Chilibier (4,7%). Dazu kommen saisonale Bockbierspezialitäten (Osterbock, Maibock, Sommerbock. Herbstbock, Weihnachtsbock, Bamberger Winterbock - es wird also zu jeder Zeit ein Bockbier angeboten). 

Alle Biere sind absolut naturbelassen und unfiltriert. Den Slogan "Hier wird Bierkultur zelebriert", mit dem das vielfach ausgezeichnete Brauhaus einmal gelobt worden ist, trägt man hier absolut zu Recht. Wir haben das Märzen (absolut empfehlenswert!), das IPA (sehr ungewohnter Geschmack für diese Sorte, fast muffig) und das Rauchbier (der Herr im Hause sagt "Sehr gut") probiert und waren hochzufrieden damit, gleich nach der Ankunft in Wien diesen Laden als Lokal zum Mittagessen ausgewählt zu haben. Tolles Bier, schöner Laden, sehr nette und flotte Bedienung, gutes Essen (Schnitzel, selbstredend). Falls ihr mal in Wien seid und gut und günstig essen und Bier genießen wollt, dann ist das eine super Adresse dafür.


2. Vor einem kräftigen Schauer retteten wir uns in "Hoppalas Bieradies" in der Wiener Innenstadt. Hier fanden wir es eher hoppala als bieradiesisch. Das verkostete Villacher Zwickl (5%) konnte zumindest nicht überzeugen. Der Pfefferminztee hingegen war solide ;)
Der Laden ist ganz schön, eine typische Gaststätte mit einer bunten Mischung aus brummeligen einheimischen Herren, Familien und Touristen. Die Villacher Brauerei ist eine große Österreichische Brauereiengruppe, neben klassischen Sorten (Pils, Märzen, Dunkles, Bock, Zwickl) werden hier auch ein Hugo Bier (also mit Holunderblüte und Minze für die Mädels), ein Dünnbier ("Villacher Pur"), ein filtriertes und ein unfiltriertes Radler, ein malzbetontes "Selection Red", ein Oktoberbräu und ein  so genanntes Hausbier fabriziert. Villach liegt nahe Klagenfurt im Süden Österreichs, am Dreländereck Italien-Österreich-Slowenien.

3. Das eigentliche Bieradies liegt dennoch in der Wiener City: die 1516 Brewing Company. In diesem Laden kriegt man nach 19 Uhr eigentlich nur noch Stehplätze, maximal noch einen Tresenplatz. Jeden Abend ist es hier gerammelt voll. Und das hat seinen guten Grund. Zu der wirklich tollen Atmosphäre und dem optisch guten Essen (wir haben hier nichts gegessen) kommt ein Bieranbegot, dass Seinesgleichen sucht. Ausgeschenkt werden hier ein Pils (NZ Dr. Rudi's Wakatu Pils), ein Stout (Eejit's Oatmeal Stout), ein Pale Ale (HopBit Pale Ale); außerdem ein Blond Lager, ein Weizen und ein India Pale Ale (Victory Hop Devil IPA). Und die haben wir wirklich alle probiert. Jedes der Biere ist überdurchschnittlich hopfig, selbst das Stout und das Weizen sind viel herber als alle anderen ihrer Artgenossen wie Guinness, Murphy's oder Paulaner. Das Lager war das einzige, das nicht zu 100% überzeugte, vor allem da es sehr süßlich war. Das Pils ist fruchtig-herb, das Pale Ale ist extrem herb und das IPA setzt der Hopfigkeit die Hopfenkrone auf.

v.l.n.r.: Stout, Pale Ale, Weizen, IPA, Pils, Lager

4. Sonntagnachmittag in Wien, wir kommen gerade aus ein paar Kunstmuseen, die Sonne scheint und wir machen es uns im wunderschönen Café im Palmenhaus im Burggarten gemütlich. Direkt nebenan ist das Schmetterlingshaus, ein paar Butterfliegen können wir sogar farbenfroh schmettern sehen. Die Karte des Palmenhauses ist ganz schön etepetete und so sind es auch viele der Gäste.

Von der Karte der alkoholhaltigen Erfrischungen probiert Monsieur das Schremser Pils (4,5%). Schrems liegt im Norden Österreichs, an der tschechischen Grenze. Die Brauerei bietet neben dem Pils ein Märzen, ein Roggenbier, diverse Radlervariationen, ein Zwickl, ein Hanfbier, ein Bio-Bier, ein 'Premium' und ein Weihnachtsbier an. Ich habe mich für das Ottakringer Radler entschieden. Ottakring ist der 16. Bezirk der Stadt Wien, die Ottakringer Brauerei, deren Produkte man in Wien allerorts bekommt, bietet ein Wiener Helles in verschiedenen Flaschendesigns, ein Pils, ein Dunkles, ein Bock, ein helles und ein rotes Zwickl (s. U.), ein Spezial, ein Biobier, ein alkoholfreies Bier namens 'Null Komma Josef' und besagtes Radler Citrus an. Das Radler ist ganz anders als ich es aus Deutschland kannte. Es ist naturtrüb und im Verhältnis 40 (Bier) zu 60 (Limo). Extrem lecker und erfrischend!

5. Zu Abend essen wir in der Stadtbrauerei Schwarzenberg; es gibt einen mauen Zwiebelrostbraten und einen ganz guten Brauhausgulasch mit Klößen. Auch das Bier verleitet nur zu einem mehr oder weniger wohlwollenden Schulterzucken. Das Helle (5%) ist solide, das saisonal angebotene Honey Ale schmeckt nur nach Honig, das Dunkle (4,9%)  dagegen ist ziemlich gut, sehr süßlich und malzig. 



6. Den Abschluss bildet das Mariahilferbräu direkt neben unserem Hotel, das wir bis dahin nur vom wirklich gigantisch guten und reichhaltigen Frühstücksbuffet kennen (das Hotel selbst hat keinen Frühstücksraum). Probiert wird das Mariahilfer Pils, das sich als ganz normaler, unspektakulärer Vertreter dieser Brauart herausstellt; außerdem das rote Ottakringer Zwickl (sehr malzig und nicht zu süß - sehr gut) und das Paracelsus, ein natürtrübes Bio-Bier aus der Stiegl-Brauerei, das sich durch Malz und eine leichte Säure auszeichnet.

Quellen: stiegl.at und ottakringer.at

Freitag, September 20, 2013

Ich bin Lifestyle

Liebe Leute,

seit Neuestem (Dienstag) führt die LVZ in ihrem Online-Angebot eine Auswahl Leipziger Lifestyle-Blogs. Und ich bin aus irgendeinem Grund dabei, außerdem einige andere mir sehr liebe Blogs und BloggerInnen (z. B. Ulles thatgirlthere und Susann Jehnichens toller Fotografieblog), auch Blogs von kleineren und größeren Stadt- und Netzberühmtheiten wie Konni Winkler oder André Herrmann. Ganz recht, ich werd jetzt berühmt, so wie all die anderen 49 Blogger. Und nachher könnt ihr sagen "Iiiich hab den Blog schon damals gelesen, als sie noch indie und hip war und Wohngeld bezogen hat!"

Dem geneigten Kenner der Leipziger Bloggerszene kann dabei nicht entgehen, dass der Zusammensteller dieser Liste sich nicht davor gescheut hat, die Liste von heldenstadt.de als Inspiration zu nutzen. Kanner ja auch, ne, soller ja ruhig. Der Heldenstadt ist das auch aufgefallen, wie hier nebst weiterer Reaktionen (Tenor: man mag die 'Lifestyle'-Schublade nicht so dolle) anderer 'Betroffener' nachzulesen ist.

Ich geh jetzt mal meinem krassfetten Lifestyle frönen, und halte euch wie immer über mein ereignisreiches Leben zwischen Ladenkasse, Sportübertragung im Öffentlich-Rechtlichen und Schafwollsocken auf dem Laufenden.

Bleibt mir gewogen,
Eure Superblogfrau und Germanistin aus Leidenschaft.

Donnerstag, September 19, 2013

Filmrückschau

Mr. and Mrs. Smith (1941) ... Laut der Hülle der DVD ist dieser Film Hitchcocks einzige Screwball-Komödie. Screwball meint damit, dass die Protagonisten - in diesem Fall ein Ehepaar - sich in Dialogen die Schlagfertigkeiten und Pointen nur so um die Ohren werfen. Und das machen Mr. und Mrs. Smith auch auf höchst unterhaltsame Weise. Dieses seit wenigen Jahren verheiratete Paar hat die Angewohnheit, sich bei einem Streit solange im Schlafzimmer einzuschließen, bis sie sich wieder versöhnt haben - der Rekord liegt bei mehreren Tagen. Außerdem darf pro Monat jeder dem anderen eine Frage stellen, die er wahrheitsgemäß beantworten muss, so unangenehm es auch sei. Schließlich begeht Mrs. Smith den fatalen Fehler, ihren Mann zu fragen, ob er sie - nun da er weiß, wie es ist verheiratet zu sein - ein zweites Mal ehelichen würde ...
Wirklich ein amüsanter, pointenreicher und äußerst kurzweiliger Film - sehenswert!



Kitchen Stories (2003) ... ist eine norwegisch-schwedische Koproduktion voller liebenswerter nordischer Schrulligkeiten. Ausgangssituation: die Fünfziger Jahre, ein schwedisches Forschungsinstitut hat es sich zur Aufgabe gemacht, die perfekte Küche zu konzipieren, indem sie die Laufwege der Hausfrauen analysiert. Die neue große Herausforderung soll es sein, dies auch für den alleinstehenden norwegischen Mann zu tun. Dafür wird ein Dorf in der norwegischen Pampa ausgewählt, dass durch seine überdurchschnittlich große Zahl an männlichen Singles perfekte Voraussetzungen bietet. Also wird die Küche jedes Mannes, der sich zur Teilnahme angemeldet hat, mit einer Art Hochsitz ausgestattet, von welchem ihm von nun an Tag für Tag ein schwedischer Forscher bei der Hausarbeit zusieht. Der schrullige Junggeselle Isak macht sich einen großen Spaß daraus, die Arbeit seines Beobachters zu sabotieren - er beginnt im Schlafzimmer zu kochen, betritt die Küche kaum noch und wenn, dann nur um ein bisschen im Zickzack zu laufen.
Der Film bietet einen humorvollen Einblick in die liebevolle Abneigung dieser beiden skandinavischen Völker füreinander. Aus der skurrilen Grundsituation hätte eventuell etwas mehr gemacht werden können. Trotzdem ist das ein wirklich schöner, mal anrührender, mal morbider und charmanter Film.


 
Syriana (2010) ... wird allerorten als "überaus komplexer Politthriller" mit "einem raffiniert konstruierten Drehbuch" gelobt. Das führe aber auch zu einem "um Orientierung ringenden Zuschauer". Und wie! Zwei Literaturwissenschaftler, ein Medienwissenschaftler und eine Soziologin versuchten kürzlich, bei der Vielzahl an losen Handlungssträngen eine Art Gesamtbild des Filmes zu konstruieren, doch unsere Suche nach einem zuschauerfreundlichen und schlüssigen Bild war vergeblich. Ich denke, dass diese Herangehensweise wohl von Grund auf falsch war. Fakt ist: der Film wartet mit wirklich guten schauspielerischen Leistungen auf und ist sehr intensiv. Eine andere Art von Wertung kann ich aufgrund dessen, dass ich nicht wirklich 'in den Film hineinkam', gar nicht abgeben. 
Kurz zum Inhalt: Es gibt zwei Ereignisse, die die Handlungen der einzelnen Akteure auslösen: einerseits die überraschende Fusion zweier Ölkonzerne, andererseits der Verlust einer Luftabwehrrakete an Terroristen während einer CIA-Aktion im Libanon. Rund um diese Ereignisse sind zahlreiche Personen involviert - Berater, Anwälte, Agenten, arabische Prinzen und Emire, Beamte, Terroristen, religiöse Fanatiker -, sodass es mir schwerfiel, den Überblick über Interaktionen, Verbindungen zwischen dem Personal und vor allem über Namen zu behalten. Zweifelsohne ist dies aber sicherlich ein guter Eindruck über die Komplexität der wirtschaftlichen und politischen Verstrickungen rund um das Ölgeschäft und die Vormacht im nahen und mittleren Osten.

Sonntag, September 15, 2013

Biertagebuch Oberfranken 2013

Neulich waren wir auf einen Kurztrip in Oberfranken. Wir haben schöne Altstädte und schöne Landschaften gesehen und vor allem - Bier getrunken.

1. Kulmbacher Museumsbier - In Kulmbach, wo u. a. Mönchshof und Kapuziner gebraut werden, gibt es ein großes Brauereimuseum. Die Verkostung des kupferfarbenen Biers, das in der 'Gläsernen Brauerei' in dem Museum gebraut wird, gehört auch zum Programm. Es handelt sich um ein malzig-süffiges und unfiltiertes Export (5,3%), das Liebhabern malziger Biere wirklich gut schmeckt.

2. Huppendorfer Vollbier - In dem sympathischen Bayreuther Etablissement Heimathafen wurde das Vollbier (5%) aus dem reichhaltigen Sortiment der Brauerei Grasser in Huppendorf (zwischen Bamberg und Bayreuth gelegen) probiert. Eher malz- als hopfenbetont ist es typisch für die Region - mein Geschmack allerdings nicht ganz.





3. Pils und Schwarzbier von Becher Bräu - Auf zum Abendessen ins Mann's Bräu, eine gute und gutbesuchte Gaststätte in der Bayreuther Altstadt. Hier trinken wir die Erzeugnisse der Brauerei Becher Bräu, der ältesten Bayreuther Brauerei, nämlich ein wunderbar weiches Schwarzbier (5,4%) und das unfiltierte Becher Kräußenpils (4,7%), das mit dem Dunklen nicht mithalten kann.

Gasthaus Mann's Bräu


5. Ahornberger Landbier hell - Unsere Gastgeberin führt uns in die Bar Rosa Rosa in der Bayreuther Alststadt. Hier gibt es aus Bügelverschlussflaschen ein solides helles Landbier (4,8%), leicht süßlich im Geschmack. Die Ahornberger Brauerei wurde 2012 von einem Investor aus der Region vor der Insolvenz bewahrt und er plant, vor allem das Landbier durch eine Werbeoffensive bekannter zu machen, sogar in manchen australischen Kneipen ist es wohl bereits zu haben.

6. Stöckel Zwickel - Im Café Kraftraum in Bayreuth konnte man nicht nur einige Monate lang Volker Strübing regelmäßig Kaffee trinken sehen, man kann da auch ein astreines, trüb-dunkles Zwickelbier vom Fass trinken. Die Brauerei Stöckel ist in Hintergereuth, keine 20km südlich von Bayreuth beheimatet.

7. Aecht Schlenkerla Rauchbier - Das bekannteste Rauchbier des Landes kommt aus Bamberg. Hier saßen wir im Biergarten des historischen Brauereiausschanks, mitten in der Bamberger Innenstadt am Fuße des Domes und ließen uns das Schlenkerla Rauchbier (5,1%) bzw. das Rauchweizen (5,2%) zum gegrillten Schulterstück ("Schäuferla") mit Kraut und Klößen schmecken. 




8. Rauchbier von Spezialbräu - Etwas oberhalb der Bamberger Altstadt liegt der Spezial Keller, ein Gasthaus mit großem Biergarten, das die Sorten der Spezial Brauerei anbietet (Rauchbier Lager, Rauchbier Märzen, Weizen, Ungespundetes, Bockbier). Das Rauchbier (4,7%) dieser Brauerei ist etwas leichter und milder als das Schlenkerla, dabei aber trotzdem geschmacksintensiv.

9. Ambräusianum - Die jüngste der zahlreichen Brauereien in Bamberg und der Region ist die Gasthausbrauerei Ambräusianum, nahe des Bamberger Doms gelegen. Gebraut werden hier ein Helles, ein Dunkles, ein Bernsteinweizen und saisonal auch ein Bockbier, ein Doppelbock und ein Festbier. Wir entschieden uns für die 'Bierprobe' - von den drei erstgenannten Sorten gibt es jeweils 0,1l, sodass man alle mal verkosten kann. Das Helle stellte sich als untrinkbar heraus (ziemlich sauer), das Weizen als passabel und das Dunkle, das eher bernsteinfarben aussieht, als ziemlich gut.

Probierteller im Ambräusianum, mit Brezen :)


10. Bamberger Klosterbräu Pils und Braunbier - 1333 wurde das Klosterbräu erstmals erwähnt und seitdem wird hier Bier gebraut. Das Sortiment ist klassisch und lecker; wir haben das Pils ("Bamberger Gold") bzw. das Braunbier getrunken. Das Pils (4,9%) ist für die Region Oberfranken überraschend herb; das Braunbier (5,7%) erwartungsgemäß malzbetont. Beide sehr zu empfehlen!

Mittwoch, September 11, 2013

Filmrückschau

Alles, was wir geben mussten (2010) ... Ein sehr berührender Film mit Carey Mulligan, Keira Knightley und Justin Garfield zu einem wirklich tollen Buch. Dazu steht hier schon eine Menge.


Lars und die Frauen (2007) ... Wer Ryan Gosling nur von seinen obercoolen Rollen dieser Tage kennt (Drive, The Place beyond the Pines, The Ides of March), wird sich nach dem Ansehen dieses Filmes freuen, dass er auch ganz anders kann. Lars und die Frauen ist ein im besten Sinne schrulliger, liebenswerter Film. Tragikomisch, und vor allem durch die Darsteller Gosling, Patricia Clarkson und Paul Schneider (Die Ermordung des Jesse James ...) hervorragend besetzt. Unbedingt gucken!




The Ides of March (2011) ... Wieder ein Gosling, dieses Mal ist es eher ein Politthriller. Es sind Präsidentschaftsvorwahlen in dem so oft alles entscheidenden Staat Ohio; Gosling spielt Stephen, einen der leitenden Mitarbeiter der PR-Abteilung des Kandidaten Morris (George Clooney, der auch Regie führt). Er hat großes Talent und der PR-Chef des gegnerischen Teams versucht ihn abzuwerben. Ein geheimes Treffen der beiden gelangt durch Zufall an eine renommierte Reporterin, eine der Wahlkampfhelferinnen entpuppt sich gegenüber Stephen als schwanger - vom Kandidaten Morris, der ja eigentlich verheiratet ist. Und schon ist die Intrigenmaschinerie ordentlich im Rollen. Ein guter Film mit richtig gutem Darstellerensemble (neben Gosling und Clooney auch Philip S. Hoffmann und Marisa Tomei) und toller Kamera, der mich auf Handlungsebene nicht ganz überzeugt hat; etwas weniger Wertlegung auf die Liebesgeschichte hätte dem Ganzen gut getan.


Station Agent (2003) ... Und noch ein schrulliges Feel-Good-Movie, das mich bezaubert hat. Fin ist kleinwüchsig und arbeitet in einem Geschäft für Modelleisenbahnen in New York, das sein einziger Freund führt. Ganz generell ist Fin ein leidenschaftlicher Fan von Eisenbahnen. Als sein Freund stirbt, vermacht er Fin ein Stück Land in New Jersey, auf dem sich eine kleine alte Bahnstation befindet. Fin richtet sich dort häuslich ein. Aber seine so sehnsüchtig herbeigesehnte Ruhe währt nicht lange, denn der hispanische Hotdog-Verkäufer Joe, die verzweifelte Künstlerin Olivia (Patricia Clarkson), die unglücklich schwangere Emily (Michelle Williams) und das einsame dicke Schulkind Cleo zieht es zu dem sonderbaren Neuen am Ortsrand hin. Ein wirklich wunderbarer, leiser Film!



Montag, September 09, 2013

Darfs ein Buch sein?

Wenn ja, dann schaut doch mal hier vorbei. Viele neuwertige Titel zu guten Preisen.

Samstag, September 07, 2013

Die bauen mir meine Brache zu!

In Leipzig gabs mal ziemlich viele Brachen, mitten in sonst gut bevölkerten Stadtteilen. Diese Baulücken kamen meistens durch die politische Wende zustande - nach dem Anschluss der neuen Bundesländer an die BRD war es oft einfach billiger, ein marodes altes Haus abzureißen als zu sanieren. Doch so allmählich boomte Leipzig in den letzten Jahren und die Lücken in den am meisten boomenden Vierteln verschwanden, weil das zunehmend attraktiver Baugrund wurde. In der Südvorstadt beispielsweise gibt es fast gar keine Brachen mehr; die letzte, die mir einfällt, ist diesen Sommer bebaut worden (an der KarLi, zwischen Scheffelstraße und Eichendorffstraße).

Im Westen, vor allem in Lindenau und Plagwitz, beginnen die Brachen seit etwa zwei Jahren allmählich zu verschwinden. Gerade Plagwitz ist ja als künstlerisch heißes Pflaster, kultur- und familienfreundliche Gegend bekannt, und nun entstehen dort, zwischen Nachbarschaftsgartenprojekt und linksorientiertem Club, viele moderne Stadthäuser. Ihr wisst schon, diese kubusförmigen Kästen, die ein bisschen einen auf Bauhaus machen. Diese Häuser haben Vor- und Nachteile: einerseits sind da prima geschnittene Räume, es gibt keine Schlauchzimmer, wie es im Altbau so oft der Fall ist, und jeder hat eine Dachterrasse. Andererseits sehen diese Häuser, für meinen Geschmack, irgendwie steril und ganz allgemein doof aus. 

Das sind Eigenheime, die ein entsprechend zahlungsfreudiges Publikum anziehen. Auch das hat seine guten und nicht so guten Seiten - es kommt zwar Geld in diese Stadtteile, und wer sich ein Eigenheim zulegt, ist für gewöhnlich paarungswütig, es ist allerdings fraglich, wie förderlich dieser Zuzug für die weitere Entfaltung einer freien Szene ist (Gentrifizierung, steigende Mieten, ihr kennt das Spiel; weniger progressive Kunstschaffende, dafür mehr saturierte Gartengriller).

Wie gesagt, die Brachen verschwinden auch im groben Umfeld meiner Straße. Und nun verschwinden sie auch direkt auf meiner Straße, direkt neben dem Haus, in dem ich wohne: meine schöne Balkon-Ausblick-Brache! Die mir einen Blick auf Grünes ohne Hauswände ermöglicht! Auf die die Hunde kacken und es somit wenigstens nicht auf dem Bürgersteig tun! 

Meine schöne Brache - und nun sollse weg

Als ich neulich von einem kurzen Aufenthalt an der Ostsee wieder in Leipzig ankam, stand da auf einmal ein Schild. Beworben wird da der coole neue Henrici-Kiez, der auf meiner Straße entstehen soll. Mir war gar nicht bewusst, dass der Coolnessfaktor hier hinterm Kaufland so hoch ist. Ich mein - ich finds super hier, aber ich hatte gehofft, dass diese Ecke niemals cool genug sein würde. 

Mein Haus mit meiner Brache daneben

Ich frage mich, wie kiezig es wohl werden wird, wenn die zehn modernen Stadthäuser, das Penthouse und das Haus mit den drei zweigeschossigen Eigentumswohnungen fertiggestellt sind. Die Flächen der Wohnungen changieren zwischen 100 und knapp 200qm, der Kaufpreis von 225.000€ und 370.000€ (und für nur 13.500€ kann man sich nen Stellplatz dazu kaufen). Drei der Einheiten sind schon vergeben. 

Das soll man aus der Perspektive von Bild 2 bald sehen

Ich weiß gar nicht, wie "Kiez" und "gehobener Lebensstil" zusammengehen sollen. All das, was jetzt diese Ecke Leipzigs ausmacht (studentische Kultur, Theater, Kunst, freie Szene, ökologisch-alternative Dinge und Angelegenheiten), wird als Werbetext benutzt, um ein Publikum anzuziehen, das für die weitere Entfaltung dieser Dinge eher hinderlich sein könnte. Klar werden sie (hoffentlich) auch für die freie Szene Geld ausgeben - aber freie Szene nach 22.00 Uhr und Studentenpartys in der direkten Nachbarschaft werden sie wohl eher nicht wollen.

Und nee, Lust auf so ne große Baustelle hab ich irgendwie auch nicht.

Dienstag, September 03, 2013

Les belles lettres - Nachtrag

Habe, zu meiner eigenen Überraschung, den fast 400 Seiten starken, jüngst erschienenen Roman von Daniel Kehlmann, "F", heute innerhalb von etwa sechs Stunden ausgelesen. Was genau mich bewogen hat, das Buch nicht aus der Hand zu legen, von einigen kleinen Pausen abgesehen, weiß ich noch nicht genau.

Genau weiß ich aber, dass das ein gutes Buch ist. Genau weiß ich auch, was etwaige negative Kritiken beanstanden könnten: Kehlmann samplet sich in seinem Neuling häufig selbst. 
Es geht um drei Brüder, zwei davon Zwillinge, die sich in ganz unterschiedliche Richtungen entwickeln, dabei aber eine große Gemeinsamkeit haben: der Vater hat sich nach einem verstörenden Erlebnis während einer Hypnoseveranstaltung vor vielen Jahren aus dem Staub gemacht. Die Brüder arbeiten in Metiers, die in Kehlmanns Texten schon vorkamen, und sie begegnen dabei teilsweise sogar Figuren aus seinen anderen Texten.

"F" ist stilistisch wie thematisch ein unverkennbarer Kehlmann-Roman. Mit der Kunst bzw. dem Kunstbetrieb, der (Trick)Betrügerei, zweifelhaften Geisteszuständen, u. a. bringt der Autor viele Themen zusammen, die bisher voneinander isoliert in seinen Texten auftauchten. Dazu kommt sein vom Debutroman an vorhandener Hang zu unheimlichen und magischen Begegnungen und Vorgängen mitten im Alltagsleben; Kehlmann selbst hat in der heutigen Ausgabe der "Kulturzeit" auf 3Sat seinen neuen Roman als "neoromatisches Schauerroman" bezeichnet. Ganz so weit würde ich nicht gehen.

Doch was er kann, was er echt gut kann, das ist das Herstellen von Verbindungen, die andernorts als konstruiert und künstlich daher kämen. Der episodenhaft erzählte Roman um die drei Brüder Martin, Iwan und Eric lässt den Leser ein und den selben Moment erst aus der Perspektive der einen, zig Seiten später dann aus der Perspektive der anderen Figur nachvollziehen. Sämtliche Sampling-Momente kommen so raffiniert und natürlich daher, dass ich mich selbst beim Lesen dabei ertappe und mich fast darüber ärgere, wie genial ich diesen Autor finde.