Über 800 Mio (800.000.000 !!!) Menschen weltweit hängen dem Götzen Mark Zuckerberg an und scheinen sich von Tag zu Tag mehr zu freuen, dass er und sein Unternehmen in ihrer Privatsphäre herumpfuschen. Ich kann mich da nicht ganz ausklammern, denn ich bin ja selbst da angemeldet, habe ein Profil, in dem man einzelne Dinge über mich erfährt, und teile dort auch Fotos, Links; sogar zu einzelnen Blogeinträgen von mir. Viele der Facebook-Funktionen finde ich sogar gut und nützlich (Veranstaltungskalender, etc.).
In den letzten Monaten habe ich mich im Grunde genommen wöchentlich darüber geärgert, dass wieder eine Funktion hinzugekommen oder eine Ansicht geändert worden ist, ohne dass man Einfluss darauf gehabt hätte oder zumindest beim Einloggen danach gefragt worden wäre. Die Änderung war einfach da, und wollte man sie rückgängig machen, hatte man einen Marathon an Klicks in den Konto- oder Privatsphäreeinstellungen vor sich, denn der entsprechende 'Deaktivieren'-Button ist für gewöhlich im Untermenü eines Untermenüs eines Untermenüs versteckt.
Aber nun soll es immer groteskere Züge annehmen. Mark Zuckerberg vertritt wirklich gruselige, meiner Ansicht nach regelrecht gefährliche Ansichten. Er sagt zum Beispiel, dass er Privatsphäre für einen "altmodischen" Wert hält und dass jeder Mensch nur eine Identität habe (mehrere Identitäten zu besitzen sein ein "Mangel an Integrität"), nämlich die digitale Identität. Er hat sogar Überlegungen geäußert, Facebook neu zu gründen und dieses Mal das Verstecken privater Daten auszuschließen. Außerdem hat er erwägt, gegen verschiedene Anbieter Klage einzureichen, die Tools (z. B. 'Suicide Machine') anbieten, mit denen man seine Facebook-Mitgliedschaft endgültig löschen kann - wenn man das nämlich auf normalem Wege versucht, wird nur die Option 'Profil deaktivieren' angeboten, damit man jeder Zeit wieder zurückkehren könne; die vollständige Löschung ist so nicht möglich.
Vergangene Woche hat Zuckerberg die nächste Innovation für Facebook angekündigt. Dieses Mal handelt es sich nicht um eine nervtötende, schleichende Veränderung vieler Kleinigkeiten, sondern um eine komplette Design- und gar Strukturänderung des sozialen Netzwerkes. 'Soziales Netzwerk' ist dann wohl auch nicht mehr der zutreffende Begriff, denn die Time Line, die Zuckerberg in bester Steve Jobs-Manier angekündigt hat, ist letzten Endes Lebenschronik, Blog, Fotoalbum, Playlist, ..., also Protokoll des kompletten Lebens schlechthin, sie soll bei der Geburt einsetzen. Jedes Profil wird letztlich eine individuelle Optik haben. Und ich bezweifle mal stark, dass die Nutzer die Wahl haben werden, ob sie die alte Nutzungsoberfläche beibehalten oder zur neuen mit all den neuen Funktionen (und Veröffentlichungszwängen) wechseln möchten.
Noch scheue ich mich ein wenig vor der Benutzung eines Tools à la 'Suicide Machine'. Doch spätestens, wenn die oben angeführten Ankündigungen in die Tat umgesetzt werden, bin ich die längste Zeit ein Jünger der Zuckerberg-Maschinerie gewesen. Einen Blog habe ich nämlich schon ...
3 Kommentare:
Ich muss mich da demnächst auch mal mit befassen, weil so in etwa einem Monat will ich mein Facebook Profil auch dicht machen. Bei Google+ ist meine Vorstellung von "users first" noch nicht so vollständig zur Illusion verkommen.
was den datenschutz und die privatsphäre betrifft, habe ich mich mit google+ noch nicht befasst. ich weiß aber so im ganz allgemeinen noch nicht, was ich von google+ halten soll. die funktionen, die facebook anbietet, finde ich besser; irgendewie finde ich google+ eher ... blass, ich weiß gar nicht so recht, wie ich es nutzen soll.
wo siehst du denn die strukturellen vorteile von google+?
Hach ja, ich sehe sie schon kommen - die Rückkehr zu alten Werten und traditioneller Kommunikation: E-Mails, Blogs und Foren! :D
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